Rezension: 10 Tage britische Inseln mit der NCL Dawn

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Großstädte, überraschende Highlights und überraschend viel Ärger

Bei Namen wie Belfast, Edinburgh und London (naja, wie das auf Kreuzfahrten so ist: Da wird Southampton, eineinhalb Stunden entfernt, kurzerhand zum Hafen von London erklärt…) sind die Erwartungen hoch. Das Gute: die Städte erfüllen alle diese Erwartungen. Noch besser: Ein Highlight an wirklich unerwarteter Stelle.

Das Gute: Die Tour und der Einschiffungs-Hafen

Diese Reise zeichnet sich durch erstaunlich viel Natur, Kultur und besonders freundliche Menschen auf den britischen Inseln aus. Ein Vorteil für Reisende aus Europa: Die Tour startet von Kopenhagen, eine Distanz, die man in Zeiten von Flughafenstress und Bahnstreik-Wahnsinn auf dem Kontinent notfalls mit dem Auto erreichen kann. Der Cruiseterminal ist nah an der Stadt, relativ gut an den ÖPNV angebunden, modern und sauber. Die Reise kann losgehen – zum Auspacken und Ankommen ist der erste Tag auf See ideal.

Das Manko: die Dawn


Ein relativ betagtes Schiff, das durch fehlende Schönheitsreparaturen auffällt (die Teppiche sind ein wenig mitgenommen, die Außenfarbe wurde nur spärlich erneuert und lässt das Schiff mit seinen mehr als 20 Jahren so alt aussehen, wie es tatsächlich ist). Und für die NCL tauchen überraschende Service-Schwierigkeiten auf. Gelächelt wird insgesamt auffallend wenig. Einige Crewmitglieder sind erstaunlich schlecht informiert, wo die Einrichtungen zu finden sind oder welche Öffnungszeiten existieren. An einem Tag gab es mündlich und schriftlich vier verschiedene Auskünfte zu den Öffnungszeiten des Garden Cafés am Morgen. Alles kein Beinbruch und viele Angestellte arbeiten natürlich freundlich und professionell.
Die Dawn ist ab 1998 in den deutschen Meyerwerften gebaut worden und das Konzept ist überholt. Einige Wege führen wortwörtlich ins Nichts, wenig Freizeitangebote an Deck (bei den Temperaturen in UK waren Wasserrutschen zugegebenermaßen nicht nötig) und man hat das Gefühl, das Meer wird oft ausgesperrt: Wo Fenster sind, sind die Vorhänge heruntergelassen und insgesamt wirkt das Schiff etwas dunkel. Auch die Essensauswahl im Buffetbereich (Deck 12 „Garden Café“) ist begrenzt und wurde in den 10 Tagen nicht merklich geändert. Das Getränkeangebot und die Barmixer sind zum Glück versiert und gut gelaunt, wie man es von NCL gewohnt ist.

Tenderhäfen auf der NCL Dawn gestrichen: 3 von 5 fallen aus

Für viel Unmut und fast Tumult sorgte die Tatsache, dass für die gesamte Tour lediglich ein Hafen als Tenderhafen verkauft wurde, es dann allerdings fünf waren, von denen drei wegen des Wetters nicht angelaufen wurden.
Es wurden 100 Dollar Bordkredit angeboten, die Hafengebühren erstattet (von denen, die nicht angelaufen wurden. Wir sind zu zweit gereist und es wurden 80 Dollar bar ausgezahlt) und für eine kommende Kreuzfahrt 25% Ermäßigung versprochen.

Die Tour im Einzelnen

Metro und die Busse sind in Kopenhagen nicht billig aber die Fahrkartenautomaten auch auf Englisch

KOPENHAGEN, DÄNEMARK
Eine gut organisierte, freundliche aber etwas preisintensive europäische Großstadt. Ein vielfältiges Restaurantangebot in der Innenstadt, die zum Spazieren und Shoppen einlädt. Die Metro und die Busse sind nicht billig aber leicht verständlich und man trifft auf freundliche Schaffner, die man immer um Rat fragen kann, wenn man neu in der Stadt ist.


EDINBURGH (NEWHAVEN)
Das Tor nach Schottland. Zum Teil gut zu Fuß zu erkunden aber oftmals hügelig und ein wenig überfüllt, besonders in der Burg. Tickets rechtzeitig reservieren!

INVERGORDON, bzw. INVERNESS, GREAT BRITAIN
Mal wieder so ein Kreuzfahrt-Fail, der für Verwirrung sorgen kann: der Stopp Invergordon ist ein Fischerdorf: Freundlich, offen, mit schöner Natur. Aber bis auf zwei Kneipen hat er wenig Unterhaltung zu bieten. Wer keine Tour mit der Kreuzfahrtgesellschaft buchen will, kann mit Bus und Bahn sehr gut die Umgebung erkunden. Für viele sicher ein Ziel: Loch Ness bzw. die Stadt Inverness, ca. 45 Minuten per Zug gen Süden gelegen – ein Ticket kostet um die 30 britische Pfund, je nach Tarif.


KIRKWALL, GREAT BRITAIN
Das heimliche Highlight der Tour! Alle Termine im Voraus buchen, die Anzahl an Menschen auf der Insel Mainland verdoppelt sich, wenn ein Schiff mit nur 8000 Passagieren ankert oder tendert.
Wer Steine mag: Die „Steine von Stenness“ sind eines der frühesten Henge-Monumente auf den britischen Inseln (um die 5000 Jahre alt). Mit Bus X 1 in Richtung Stromness. Hin- und zurück keine 8 Pfund. Dem Fahrer Bescheid sagen und auf dem offenen Feld aussteigen, 10 Minuten rechts den Weg hinunterlaufen (es gibt nur einen). Zurück einfach wieder den Bus am Straßenrand heranwinken. Achtung: Auf der linken Seite warten????!

Die Churchill-Barriers sind in die andere Richtung, ebenfalls mit X1 zu erreichen.

Guides sind mehrsprachig und vor dem Touristen-Büro zu finden. Alle freundlich und geben gerne Auskunft. Früh in der Stadt sein! Die Stadt wird durch die Kreuzfahrer überflutet mit Touristen und ist dafür nicht ausgelegt, wenige und zu kleine Cafés. Die Whisky-Destille Highland Park bietet gute Führungen an. Auch hier: Unbedingt viele Tage vorher reservieren! Zu Fuß von der Kathedrale (weiteres Highlight!) rund 40 Minuten entfernt, geht leicht bergauf. Taxis sind kaum zu bekommen.

Geheimtipp für den Geheimtipp: The Ould Kirk. Holm Community herritage at St. Niclas Church: Eine Bürgerinitiative hat die ausgediente Kirche gekauft und belebt sie mit Konzerten und Ausstellungen: https://www.facebook.com/HolmCommunityHeritageatStNicholasKirk

STORNOWAY, GREAT BRITAIN
Die äußeren Hybriden konnte die NCL Dawn wegen schlechten Wetters nicht anlaufen. Flinke, schlanke Delphine folgten uns aber springend durch die Wellen.

DUBLIN DUN LAOGHAIRE, IRELAND
Fiel wegen des Wetters ebenfalls aus.

BELFAST NORTHERN IRELAND, UNITED KINGDOM
Sehr gut organisiertes Touristenbüro, das man gegenüber dem Rathaus findet mit sehr ausführlichem Angebot. Hier fahren auch die Hopp-on Hopp-off-Busse ab (ungefähr 20 Pfund) und benötigen für eine Tour ca. 80 Minuten. Es lohnt sich, einen Bus mit Guide zu nehmen (für Nachfragen, außerdem sind ie meist sehr spontan und unterhaltsam) und nicht die, mit der automatisierten Bandansage (Kopfhörer nicht vergessen für andere Sprachen als Englisch!).
An Haltepunkt 13 im Pub „Davitts Gac“ (in der Clonard Street) kann man einen gemütlichen Pint trinken. Nach dem lokalen Bier fragen, das ist unkompliziert, hell und süffig. Bitte Paul von mir grüßen (Foto). In diesem Viertel gibt’s es auch günstige und gute Barbiere.

FALMOUTH, GREAT BRITAIN
Ist das Schiff nicht angelaufen.

PORTLAND, GREAT BRITAIN
Ein hübsches Fischerstädtchen, das sich dem Tourismus verschrieben hat. Bietet von Sandstrandpromenade bis Pubs, Restaurants und Shopping einiges! Öffentliche Toiletten sind an der Cove Street am Hafenbecken vorhanden. Kleine Fischertouren, um für anderthalb Stunden nach den hier typischen Makrelen zu fischen, kann man hier ebenfalls buchen. Wer dafür zu bequem ist: Das Café Hamiltons in der Brunswick-Terrace verkauft sie schon fertig zubereitet. Nicht billig, aber gut und sehr netter Service.

SOUTHAMPTON, GREAT BRITAIN
Wirkt wie ein Industriehafen, in dem eine Fußgängerzone abgeworfen wurde. Die Führungen im Seaside Museum sind gut. Führer Andrew Skinner macht einen tollen Job – allerdings lediglich auf Englisch.
Das Tudor-Museum für Geschichtsinteressierte und einige Pubs (Teile des Films „Titanic“ von 1997 wurden hier an den Original-Schauplätzen gedreht) im südlichen Teil der Innenstadt sind empfehlenswert. Southamptons Museum hat eine Extraseite bekommen: https://sprecher-becker.de/das-titanic-museum-in-southampton/