Gedanken am Grabe von Julius Mannhardt 1893. Verfasser unbekannt.
„Es sind noch nicht 3 Jahre verflossen, seitdem wir uns in diesem Raume zu gleichem Zweck versammelten; wieder bereiten wir uns, einen Familienvater zu seiner letzten Ruhestätte zu geleiten, damals den Vater, jetzt den Sohn. Dort war es ein Greis, dem durch 90 Jahre eine fast nie gestörte Gesundheit verliehen war und der in ungebrochener Lebensfreudigkeit die Grenze der Zeitdauer berührte, welche Gott uns zu unserm irdischen Aufenthalt anweist. Er ragte einsam aus einem vergangenen Geschlecht heraus, und die frühsten Erinnerungen all‘ derjenigen, die ihn umgaben, reichten nicht bis in die Tage seiner Kindheit und Jugend zurück. Aber sein ganzes Innere, sein Tichten und Trachten, sein Gemüt, sein Charakter gaben sich offen und unverhüllt jedem kund, der ihm ins Auge schaute und der ein Wort aus seinem Munde hörte. Nicht so hier. Der hier im Sarge liegt, war ein Mann in verhältnismässig rüstigem Lebensalter, durch lange Leiden frühzeitig gealtert, müde des Lebens, ein Mann, der weniger als sein Vater das Bedürfnis fühlte, die Empfindungen seines Herzens mit Andern zu teilen, der Freude und Hoffnung, Angst und Kummer in sich verschloss.
So waren die Regungen seines Gemüts und die Beweggründe seines Handelns nicht so leicht erkennbar, und es würde schwer, ja für Einen, der ihm im Leben nicht sehr nahe gestanden, fast unmöglich sein, ein Bild von seinem Gang durchs Leben zu gewinnen und wiederzugeben, wenn nicht ein Umstand zur Hilfe käme.
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