Thomas H. A. Becker

Deutsche Auslandsschulen:

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Corona bedroht weltweite Kulturarbeit

Auf dem Pausenhof der Deutschen Schule von Guayaquil findet man seit einiger Zeit fast nur noch Vögel und Leguane. Schüler haben das Gelände schon seit 8 Monaten nicht mehr betreten. Erst Ende der Woche (5.11.2020) darf eine kleine Gruppe wieder mit dem Unterricht beginnen – allerdings nur 3 Stunden in der Woche.

Das Coronavirus hatte die 3-Millionen-Metropole an der Pazifikküste Ecuadors als erste und wohl am härtesten getroffen. Als im März 2020 die Schule nach den Ferien wieder beginnen sollte, waren Gesundheitssystem und öffentliches Leben zusammengebrochen.

Trotz Lernen am Pool- Luca vermisst die Schule

Auf dem sonnendurchfluteten Pausenhof der Deutschen Schule von Guayaquil findet man zurzeit nur Vögel und Leguane. Schüler haben das Gelände im ganzen zurückliegenden Jahr nur zur Prüfung und der Prüfungsvorbereitung betreten. Die bunte Natur kehrt schnell zurück in der tropischen Hitze der ecuadorianischen Pazifikküste. Das Coronavirus hatte die 3-Millionen-Metropole in Südamerika als erste und wohl am härtesten getroffen. Als im März 2020 die Schule nach den Ferien wieder beginnen sollte, waren Gesundheitssystem und öffentliches Leben schon zusammengebrochen. An Unterricht war nicht zu denken.

„Eine schlimme Zeit, mit Leichen in den Straßen“

„Eine schlimme Zeit, mit Leichen in den Straßen“, erzählt der Schulleiter der Deutschen Schule Guayaquil, Andreas Herzog. „Genau gegenüber von unserem Einkaufzentrum in der Nähe der Schule ist ein großes öffentliches Krankenhaus und gegenüber stand ich in der Schlange und konnte beobachten, wie aus dem Krankenhauses die schwarzen Leichensäcke herausgetragen wurden.“

Hier hören Sie den Beitrag des Deutschlandfunks vom 5.11.2020

85.000 Schüler besuchen die Auslandsschulen weltweit – alle potentielle Botschafter und Brückenbauer zwischen den Kulturen, so Karlheinz Wecht, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Lehrer im Ausland. Er sieht durch Corona das gesamte Auslandsschulwesen in Gefahr: „Es ist nicht nur ein kulturelles Problem, sondern durchaus auch ein wirtschaftliches. Man darf nicht vergessen: die deutschen Schulen haben auch eine wirtschaftliche Funktion. Das Deutsche Auslandsschulwesen ist, hat Willy Brand einmal gesagt, die dritte Säule der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es gibt nicht umsonst diese wunderbaren Begegnungsschulen, wo man lernt, wie kann ich mich der anderen Kultur nähern. Das Verständnis einer fremden Kultur, das ist ganz, ganz wichtig. Das wäre ganz, ganz schade, wenn das verschwinden würde.“

Seit fast anderthalb Jahren findet hier kein Unterricht mehr statt: Das Schulgelände in Guayaquil. Ab Juni 2021 soll es teilweise wieder eröffnet werden