Der letzte Eismann des Chimborazo

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Mit 73 schlägt er noch regelmäßig Eis auf dem Vulkan-Riesen

Ausschnitt aus der Reportage über den letzen Eismann am Chimborazo

Der Vulkan Chimborazo in den Anden ist mit rund 6300 Metern der höchste Berg Ecuadors. Und weil die Erde sich am Äquator nach außen wölbt, ist man hier der Sonne am nächsten. Diese Umgebung ist der Arbeitsplatz von Baltazar Ushca. Der 73jährige schlägt das Eis aus dem Gletscher des Chimborazo und beliefert damit die lokalen Märkte in seiner Heimatstadt Riobamba. Er ist der letzte, der diese schwere Arbeit macht. Er ist der letzte Eishändler des Chimborazo.

Kind in den Anden nahe Riobamba

Wir sind auf 4000 Metern Höhe in den Anden. Es gibt kaum Wind aber es ist kalt. weniger als 10 Grad Plus. Baltazar Ushca schüttelt das Stroh auf, das er kurz zuvor geschnitten hat. Es ist fast die einzige Vegetation hier oben und er benutzt sie, um darin sein Eis zu konservieren.

Ushca hat einen einzigartigen Arbeitsplatz. Wenn er zur Arbeit auf den Chimborazo geht, dann ist er der Mensch, der der Sonne am nächsten ist. Seit fast 60 Jahren verdient er so sein Geld am Fuße des Vulkanriesen. Aber üppig ist der Lohn für die schwere Arbeit nicht. Nur 5 US-Dollar pro Eisblock bekommt er. An einem Arbeitstag kann er lediglich 4 Blöcke schlagen. Als es noch keine Kühlschrank- oder Eisfabriken gab, haben in der Eismine 15-20 Familien gearbeitet.

Seine Tochter muss übersetzen, da er selbst wenig Spanisch spricht

Ushkar ist lediglich 1 Meter 50 groß. Nachdem er das Eis aus der Flanke des Berges geschlagen hat, trägt die zierliche Person die fast 30 Kilogramm schweren Blöcke zu seinen Eseln und transportiert sie ins Tal. Man benutzt das Eis, um Säfte zu kühlen, und für das typische Frucht-Eis, das man hier in den Anden herstellt. Es heißt helado de paila. Gelernt hat er die Arbeit von seinem Vater.

Seit über 60 Jahren liefert er also zuverlässig sein Eis aus. An ein Ende mag er nicht denken: „Es ist gefährlich, da hinaufzusteigen, es sind über 5000 Meter. und man bekommt nicht viel Geld. Mein Sohn will das nicht übernehmen. Dem gefällt das nicht. Im Moment hilft mir mein Schwiegersohn ein bisschen. Wenn ich zweifle, was die Zukunft bringt, singe ich immer mein Lied: Es heißt: „Es muss immer weitergehen im Leben!“ Und wer weiß, vielleicht stirbt die Beruf nicht mit mir aus, sondern mein Schwiegersohn wird irgendwann die Arbeit übernehmen.“