Die Goldschürfer vom Río Napo

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Wie die indigenen Kichwa im Amazonas-Gebiet nach Gold suchen

Bericht über Goldschürfen am Río Napo

Das Amazonasgebiet Ecuadors ist dünn besiedelt. Wer hier lebt, lebt von der Natur. Die meisten Familien arbeiten noch immer als Bauern oder Fischer, wenige auch im Tourismus. Die Öko-Lodge Yacuma liegt rund 7 Fahrtstunden entfernt von der Hauptstadt Quito. Das Hotel für lediglich 60 Gäste will mit sanftem Tourismus das Amazonasgebiet entwickeln. Dabei unterstützt sie auch den Stamm der indigene Kichwa. Um sich ein bisschen was dazuzuverdienen, gehen die auch heutzutage noch auf die Suche nach Gold in den Flüssen des tropischen Regenwalds.

Auf dem Weg zum Hotel „Yacuma Ecolodge“

Am Río Napo in Ecuador: Die letzten Hütten vor dem dichten Regenwald. Wer hier lebt, baut normalerweise Mais, Kakao oder Yucca an. Die Ernten auf dem fruchtbaren Schwemmboden sind gut, die Erträge auch bei wenig Fläche hoch. Allerdings sind die Preise für landwirtschaftliche Produkte im Keller. Viele benötigen eine zusätzliche Einnahmequelle, um ihre Familie durchzubringen: „Als ich klein war, durfte ich noch nicht mit zum Goldschürfen, weil es zu gefährlich war,“ sagt die 64 Jahre alte Juana Ashanga. Sie gehört zum Stamm der Kichwa, die schon seit Jahrhunderten das Wassergebiet bewohnen. Spanisch hat sie nie gelernt, sie spricht nur die Sprache der indigenen Stämme, die auch Kichwa genannt wird. „Mit 10 Jahren dann bin ich mit meinen Eltern, Onkels und Tanten an den Fluss gefahren und wir haben alle gemeinsam gearbeitet – die ganze Familie, fast 10 Personen. Am Anfang haben wir mit den bloßen Händen nach Gold gesucht und dann mit einer Schürf-Pfanne aus Holz, der Batea.“

Die Schürf-Pfanne ist aus Cedro-Holz geschnitzt, das direkt am Ufer des Flusses geschlagen wird

Dann schaufelt er mit bloßen Händen den Sand in eine Pfanne von ca. einem halben Meter Durchmesser. Die ist nicht wie im Wilden Westen aus Metall, sondern aus dem sehr beständigen Cedro-Holz geschnitzt, das direkt am Ufer des Flusses geschlagen wird. Und dann heißt es: Ab ins Wasser bis zu den Knien und die Pfanne drehen und das Geröll herausspülen. „Ich drehe die Pfanne und spüle die Steine dadurch nach und nach heraus. Das Gold ist das schwerste Metall und das sammelt sich dann in der Mitte, wo die Pfanne tiefer ist, da bleibt es in ganz kleinen Flöckchen liegen, wenn wir Glück haben.“

„Alles was ich weiß, habe ich von den Alten aus unserem Stamm gelernt“

Yacu, 43 Jahre alt

Die Arbeit ist kräftezehrend: eine gefüllte Pfanne wiegt rund 20 Kilo, der Schürfer ist ständig gebückt. Dazu brennt die Sonne erbarmungslos von oben und das Wasser von unten ist für den Regenwald erstaunlich kalt. Eine Besonderheit am Río Napo: sein Wasser kommt direkt vom Cotopaxi, dem schneebedeckten Vulkanriesen, den schon Alexander von Humboldt bereist hat.

Er ist lediglich 100 Kilometer entfernt und sein eiskaltes Wasser speist den Zufluss zum Amazonas. Aus den Bergen kommt auch das Gold, dass sie hier schürfen. Zusammen mit Eisen. Und leider sammelt sich langsam beides in der Mitte von Yacus Pfanne. In anderen Gegenden nehmen sie schon einmal Quecksilber, um die zwei Metalle voneinander zu trennen.

„Am Anfang haben wir mit den bloßen Händen nach Gold gesucht“

Juana Ashanga, 64 Jahre alt

Die Menschen am Napo sind da wesentlich einfacher – und umweltschonender: „Ich nehme Flusswasser in den Mund, vermische es mit meinem Speichel und spucke es dann in dieses Glasgefäß, wo ich das Eisen und das Gold gesammelt habe. Ich nehme immer Spucke, um beides zu trennen. Warum das funktioniert, weiß ich nicht, aber so arbeite ich schon seit ich 7 Jahre alt bin. Alles was ich weiß, habe ich dabei von den Alten gelernt. Wir leben noch nach unserer Kultur, der Napurun-Kichwa-Kultur.“

Zuerst werden alle großen Steine entfernt. Aus dem Loch wird der Sand in die Schüssel geschaufelt

Von klein auf lernen die Kinder am Napo das Goldschürfen. Und die Plackerei lohnt sich. Zum Verkauf fahren sie in die nächst größere Stadt, rund 20 Kilometer entfernt. Dort bringt ein Gramm heutzutage rund 35 Dollar ein. Der ecuadorianische Mindestlohn liegt bei 400 Dollar im Monat.
Juana hat als Kind sogar schon einmal einen großen Nugget gefunden: Die Hälfte ihres kleinen Fingernagels. Rund 7 Gramm! Doch solche Erfolge sind heutzutage selten. „Früher gab es viel mehr Gold hier im Fluss. Heute findet man nur noch wenig. Das liegt vor allem daran, dass die Leute nicht mehr mit den eigenen Händen arbeiten, sondern diese großen Kästen benutzen, durch die das Wasser einfach durchläuft und das Gold dann in Tüchern aufgefangen wird. Ich glaube, dadurch haben sie einfach schon fast alles Gold aus dem Río Napo herausgewaschen.“